Medikamenten-Engpässe in Deutschland: Rosa Grünstein fragte nach
Schon vor einigen Jahren hat sich die Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein der Thematik – Medikamentenmangel in Krankenhäusern – angenommen. Damals wurde immer wieder von den zuständigen Stellen betont, dass es sich nur um einen sehr engen vorübergehenden Engpass handeln würde. In der Zwischenzeit scheint sich das Problem aber ausgeweitet zu haben und dies hat die Abgeordnete zum Anlass genommen einen erneuten Vorstoß in Form einer Anfrage zu unternehmen.
Das zuständige Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren von Baden-Württemberg hat folgendermaßen geantwortet:
„Ein Medikamentenmangel, als echter Versorgungsengpass verstanden, ist die Folge eines länger andauernden Lieferengpasses eines bestimmten Arzneimittels, für das am Markt kein Alternativpräparat verfügbar ist. Daher stellt ein kurz- oder mittelfristiger Lieferengpass eines bestimmten Medikamentes in den allermeisten Fällen noch keinen prinzipiellen Versorgungsengpass auf einem bestimmten Therapiegebiet dar. In vielen Fällen kann auf Alternativpräparate zurückgegriffen werden
Lieferengpässe traten bisher bei ganz verschiedenen Arten von Arzneimitteln auf. Sie sind immer produktbezogen, teilweise auch wirkstoffbezogen. Betroffen waren in der Vergangenheit sowohl Medikamente der Originalhersteller (wie z. B. Krebsmedikamente oder Antibiotika) als auch handelsübliche Generika (z. B. Medikamente gegen Bluthochdruck oder Hormonpräparate).
Die Dauer solcher Engpässe liegt üblicherweise im Bereich von Wochen kann aber auch bis zu einigen Monaten ansteigen. Die Bundesregierung bezeichnet in einer aktuellen Beantwortung einer Anfrage diese Lieferengpässe als „nicht von langer Dauer“.
Die Bundesregierung hat angekündigt, eine Überprüfung der Vertragspartner auf Einhaltung dieser Vorgaben durch-führen zu wollen. Die Ursachen solcher Lieferschwierigkeiten sind unterschiedlich und stark abhängig von der Komplexität der häufig globalen Herstellungs- und Lieferkette des jeweiligen Medikaments.
Die Auswirkungen der Lieferengpässe sind in allen Krankenhäusern, die diese Arzneimittel üblicherweise einsetzen, zu spüren – und zwar bundesweit. Krankenhäuser in Baden-Württemberg sind demnach im geschilderten Umfang betroffen. Vom Landesverband Baden-Württemberg des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) wurde uns eine Zahl von etwa 100 Lieferausfällen für das Jahr 2013 für eine typische Krankenhausapotheke berichtet. Darunter sind auch Arzneimittel, die im Jahr 2013 ganzjährig nicht lieferbar waren.
Für die berichteten Lieferengpässe werden sehr unterschiedliche Gründe genannt und dis-kutiert. Insgesamt ist die mit der Globalisierung einhergehende Konzentration auf Herstel-lerseite – insbesondere für die Wirkstoffe – ein Grund dafür, dass für bestimmte Wirkstoffe und Arzneimittel die Versorgungssituation ungünstiger geworden ist. Die kostengetriebene Konzentration auf wenige Produktionsstätten weltweit schafft eine Abhängigkeit bei Produktionsausfällen und Qualitätsproblemen in der Herstellung.
Auch die Verlagerung der Produktion an kostengünstigere Standorte außerhalb Europas bedingt aufwändigere und zeitintensivere Prozesse der Qualitätsüberprüfung und der gesamten Logistik. Teilweise haben die Betriebe im Ausland Mühe, die von der Europäischen Union geforderten Qualitätsstandards dauerhaft einzuhalten, was zu Produktsperrungen bis hin zu ganzen Produktionsausfällen führen kann.“
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