Mathe ist mehr Kunst als Wissenschaft

Hebel_Gym(bs – 25.09.2014) Mathe-Genie Prof. Bhargava entführt Hebel-Schüler in die faszinierende Welt der Zahlen

Er gehört zu den Superstars der Mathematik. Für seinen Beitrag zu quadratischen Gleichungen in zwei Variablen erhielt Professor Manjul Bhargava vor einigen Wochen die Fieldsmedaille, die höchste Auszeichnung für Mathematiker. Da es keinen Nobelpreis in Mathematik gibt, gelten die Fieldsmedaille (für Wissenschaftler unter 40 Jahren) und der Abelpreis als gleichwertiger Ersatz.

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Quelle Foto: HLFF/Flemming

Bhargava weilt diese Woche auf Einladung der Heidelberger Laureaten Forums, organisiert durch die Klaus Tschira Stiftung, in Heidelberg. Schulen der Region konnten sich um den Besuch eines Preisträgers (lateinisch Laureaten) bewerben. Im Hebel-Gymnasium konnte der charismatische, gerade 40 Jahre alt gewordene Zahlentheoretiker die Schüler von der ersten Minute an faszinieren: mit verblüffenden Kartentricks. „Magie ist einer der Gründe, warum mich Mathematik begeistert“, gestand er. Diese Tricks beruhen auf Mathematik, die der schelmisch lächelnde Professor gerne den verblüfften Schülern erklärte.

Sogar das Ausgangsproblem seiner Forschung konnte er auf verständliche Weise formulieren. Seine Ergebnisse sind einem Millenniumsproblem (eines der sieben größten ungelösten Mathematik-Fragen) zu zwei Drittel nähergekommen. Das aber reicht noch nicht, um die eine Million Dollar Preisgeld zu erhalten.

Bhargava ist indischer Herkunft, in Kanada geboren, in den USA aufgewachsen und lehrt nun an der amerikanischen Elite-Uni Princeton. Seine Mutter ist Mathematikerin: „Sie konnte ich immer fragen – und wenn sie es nicht wusste, hat das meinen Interesse umso mehr geweckt.“ Die Zuhörerschaft im Hebel-Gymnasium bestand aus den besten Mathe-Cracks von Klasse 9 bis 12. Sie hatten spannende Fragen vorbereitet: „Warum bringt Indien so viele gute Mathematiker hervor?“ Für den Inder hat das kulturelle Gründe. Die Sanskrit-Gedichte sind streng mathematisch aufgebaut. Fragen, wie viele Silben ich noch in beispielsweise acht Taktschlägen unterbringen kann, führen schnell zur Zahlentheorie. In diesem Fall wurde die Frage 500 v. Chr. durch eine Zahlenfolge gelöst, die erst 1200 n.Chr. Fibonacci in Europa „erfand“ und verbreitete.

Warum Mädchen in Mathe unterrepräsentiert seien, wollte eine Schülerin wissen. Das hat für ihn allein gesellschaftliche Gründe. „Noch vor 20 Jahren konnte man in Amerika Barbie-Puppen kaufen, die den Satz „Mathe ist schwer“ gesprochen haben. Welch ein Klischee. Frauen können genauso gut Mathe wie Männer!“, ermutigte er das Publikum.

Seine Arbeitsweise vergleicht er mit der eines Künstlers: „Mathe ist mehr Kunst als Wissenschaft: Sie erfordert viel Kreativität. Die kann man nicht erzwingen.“  Wenn es gut läuft, arbeitet er phasenweise sehr intensiv. „Aber man muss auch mit den Phasen umgehen können, wenn man nicht weiter kommt.“ Sein Hobby ist die Musik, er spielt Tabla, eine indische Trommel. „Als es an die Berufswahl ging, dachte ich mir, dass es schwierig sein würde, Musiker mit Hobby Mathematik zu werden. Also wurde ich Mathematiker mit Hobby Musik.“  Diese Begegnung war für die Schüler sehr inspirierend: „Der Professor war so nett und normal. Das war klasse.“

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