Literaturtreff am Hebel
So viele tolle Lieblingsbücher – Literaturtreff am Hebel macht Lust auf Lesen
Schulleiter geht auf dreimonatige Pilgerwanderung – statt Schulbesuch drei Kinofilme pro Woche: Das wären die Schlagzeilen, wenn aus der am Hebel-Gymnasium vorgestellten Literatur Realität würde. Beim zweiten Literaturabend haben sieben Gäste haben ihr „Lieblingsbuch“ vorgestellt – und dabei viel Persönliches verraten. In der fast schon überfüllten Schülerbibliothek erlebten Eltern, Lehrer, Schüler und Gäste einen bereichernden Abend, der Lust aufs Lesen machte.
Organisiert wurde der gelungene Literaturtreff durch ein Team, bestehend aus Dr. Britta Thießen (Elternbeiratsvorsitzende), Lehrerinnen Wiebke Eschenhagen sowie Hanna Schwichtenberg, Schülersprecher Darius Böcking und Veronika Lippolt, Leiterin der Schulbibliothek.
Gleich zu Beginn gewann Oberstufenschülerin Maybritt Schillinger die Herzen der Zuhörer, indem sie von dem berührenden Roman „Wunder“ von Raquel J. Palacio erzählte. Hier erlebt ein 10-jähriges Kind mit einem extrem entstellten Gesicht sein erstes Jahr an einer öffentlichen Schule: „Eine Lektüre, die man nicht mehr vergisst.“
Ganz anders die Stimmung in „Die Möglichkeit einer Insel“ von Michael Houlebecq, das der Deutsch-Referendar Joshua Hampf mit viel Elan präsentierte: „Es ist ein wahnsinnig böses, derbes, sensibles Buch, das Traurigkeit und Scheitern zum Thema hat.“ Es geht um geklonte Menschen, denen die Gefühle abtrainiert wurden. Vielleser Oberbürgermeister Dr. René Pöltl war von „Unser allerbestes Jahr“ begeistert. Die wahre Geschichte erzählt, wie der 15-jährige Sohn von David Gilmor wegen einer Lebenskrise drei Jahre lang, statt in die Schule zu gehen, mit seinem Vater drei Kinofilme pro Woche schaut. Für Pöltl „eine Liebeserklärung an den Mut im Leben“.
„Wer „Slumdog Millionär“ mag, wird „Immer wieder Gandhi“ von Vikas Swarup verschlingen“, garantiert die Leiterin der Stadtbibliothek Katja Breitenbücher. „Der Roman – ein Kaleidoskop der indischen Gesellschaft – ist spannend, heiter und traurig zugleich.“ Schulleiter Stefan Ade überraschte mit der Andeutung, dass ihn „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ von Rachel Joyce inspiriert habe. Ob er sich nun auch auf eine unangekündigte 1000km-Wanderung quer durch England begeben würde, wollte er nicht verraten. Aber von der Faszination, wie in dem Roman „ein in keinster Weise liebenswerter Mensch sich mit seinem Leben auseinandersetzt“, konnte er die Gäste überzeugen.
Lokalredakteur Andreas Lin gestand, selber einmal einen Regionalkrimi schreiben zu wollen, und schwärmte von „Laienspiel: Kluftingers vierter Fall“ von Volker Klüpfel, einem witzigen Allgäu-Krimi. Und zum Abschluss gestand Buchhändler Cornelius Kieser: „Brigitte Kronauer hat mein Sehen verändert.“ Ihr „Berittener Bogenschütze“ ist nur ein Beispiel: „Ich kenne keine Autorin, die so gut die Natur schildern kann, wie sie.“
Birgit Schillinger
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