Gute Lehrer müssen führen damit guter Unterricht gelingen kann
Von Dr. Gerd Eisenhofer.
Das deutsche Bildungssystem wird seit Jahrzehnten durch zahlreiche sogenannte Bildungsreformen geprägt, die stets auf dem Rücken von zwei Gruppen ausgetragen werden: Den Schülern und ihren Eltern sowie den Lehrkräften an den Schulen. Um herauszuarbeiten, was diese Entwicklung für den Unterricht bedeutet, hatten die LOS (Lehrinstitut für Orthographie und Sprachkompetenz) im Rhein-Neckar-Raum zu einer Fachkonferenz nach Mannheim geladen. Hauptreferent Dr. Günther Hoegg, seit Jahrzehnten im Schuldienst tätig, erläuterte vor über 50 fachkundigen Zuhörern anhand zahlreicher Beispiele, dass Lehrerinnen und Lehrer der Herausforderung Bildungsreform erfolgreich durch eine stärkere individuelle Förderung des Einzelnen begegnen und vor allem Führungsqualitäten entwickeln sollten.
Lehrkräfte müssten lernen, sich stärker in die Denkweise von Jugendlichen hineinzuversetzen. So zeigten mehrere neurobiologische Untersuchungen, dass sich jeder Bereich des Gehirns trainieren lässt. Hoegg zeigte das am Beispiel des Gebrauchs des rechten Daumens bei der Bedienung eines Smartphones. Kinder und Jugendliche machten hier durch die regelmäßige Smartphone-Nutzung große Fortschritte. In einem weiteren Beispiel wies er darauf hin, dass Schüler ein anderes Zeitgefühl als Erwachsene haben. Eine Woche erscheint ihnen wie ein Monat, ein Monat wie ein Jahr. Auch dies sei im Unterricht und dessen Planung zu berücksichtigen.
Schüler suchen zudem stets neue Herausforderungen, denen Lehrkräfte durch einen interessant gestalteten Unterricht gerecht werden können. Wichtig sei auch, so Hoegg, das Vermittelte am Ende der Unterrichtsstunde nochmals zu wiederholen, damit es bei den Lernenden haften bleibe. Er verwies dabei auch auf die Tatsache, dass ein Schüler etwa 50 Wiederholungen benötige, um etwas falsch Gelerntes zu vergessen. Überträgt man die Erkenntnis auf die Rechtschreibmethode „Schreiben nach Gehör“, bei der Schüler Wörter so schreiben dürfen wie sie diese hören (Beispiel: „Farat“ für das Wort Fahrrad) und die in vielen Grundschulklassen im ersten und teilweise auch noch im zweiten Schuljahr angewendet wird, für einen Schüler mit Lese-Rechtschreibschwäche (LRS), so lässt sich erahnen, welchen Schwierigkeiten diese Kinder und Jugendlichen ausgesetzt sind.
Abschließend ging Hoegg in seinem Vortrag auf die erforderlichen Führungsqualitäten von Lehrkräften ein, gerade im Umgang mit schwierigen Schülern. Ein Lehrer sollte sich nicht in die Defensive drängen lassen und schnelle und klare Entscheidungen treffen. Denn Schüler reagieren – im Gegensatz zu Erwachsenen – nicht auf Worte, sondern auf Handlungen.
Dr. Gerd Eisenhofer ist Leiter des LOS Speyer/Schwetzingen/Wiesloch
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