Flüchtlinge besuchen den Landtag
Flüchtlinge besuchen Rosa Grünstein (MdL) im baden-württembergischen Landtag
Auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Rosa Grünstein besuchten Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft (GUK) Schwetzingen den Landtag in Stuttgart. Die Männer stammen aus Eritrea, Somalia, Gambia und Togo und leben derzeit in mit rund 260 Menschen aus 15 Nationen zusammen.
Werner Kolb, ein Mann der ersten Stunde, der durch sein großes ehrenamtliches Engagement vor Ort alle Personen gut kennt, hat die Organisation vor Ort übernommen.
Begleitet wurden sie von Sozialarbeitern aus dem Rhein-Neckar-Raum, die sich extra Urlaub genommen haben, und den Lehrerinnen Elke Glavan, Hanh Pham und Marion Schäfer. Die Ehrenamtlichen geben Deutschunterricht in einem mobilen Wohncontainer in der Unterkunft für Asylbewerber auf dem Hof der ehemaligen Kilbourne-Kaserne.
Mit dabei war auch Ursula Hill, die „gute Seele der Unterkunft“. Die ehemalige Lehrerin begleitet die Flüchtlinge zu Behörden, Rechtsanwälten und ins Krankenhaus und fährt dabei oftmals mehrmals täglich von ihrem Wohnort Hirschberg an der Bergstraße (also 26 km) zur Unterkunft.
Der Bus brachte die Besuchergruppe in die Landeshauptstadt. Nach einem ausführlichen Mittagessen konnte sich die Gruppe bei einer Führung durch das Landtagsgebäude einen ersten Eindruck von der Arbeit rund um das Parlament verschaffen.
Anschließend durfte die Delegation auf der Gästetribüne des Plenums Platz nehmen. Auf der Tagesordnung stand zu dieser Zeit eine Debatte zum Gesetzentwurf über das Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen (TierSchMVG).
Die SPD-Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein konnte auch Integrationsministerin Öney (SPD) für ein Gespräch mit den Flüchtlingen gewinnen (siehe Foto). „Sowohl das persönliche Gespräch mit Grünstein als auch mit der Ministerin haben alle neun Männer zu tiefst bewegt“, berichtet Ursula Hill. „Sie, die fast alle aus Ländern kommen, in denen Diktatur und Gewalt herrscht, konnten nicht fassen, dass Politikerinnen ihr furchtbares Schicksal persönlich interessiert und bewegt.“
Für Rosa Grünstein (MdL) war es auch eine ganz neue Erfahrung, denn es war das erste Mal, dass Flüchtlinge das Parlament in Stuttgart besuchten. „Es war für mich wichtig, diesen Menschen unsere Arbeit näher zu bringen und zu zeigen, wie eine Demokratie arbeitet und versucht, sich für ihre Interessen einzusetzen“, so Grünstein.
Besonders bewegend fand sie das Schicksal von Hassan aus Somalia. Ein hochstudierter Mann, der fliehen musste, weil die Terrormilizen in seinem Haus eine Bibel entdeckt hatten. „Ich konnte sogar Fragen stellen“ wiederholte der Mann immer wieder begeistert. „Alle fühlten sich als Menschen, die in großer Not sind, wahrgenommen und respektiert“, so Ursula Hill.
Am Ende des Tages besuchte die Gruppe noch die Staatsgalerie in Stuttgart. „Sie waren total beeindruckt von den alten und teuren Gemälden“, berichtet Elke Glavan. Für einen Tag konnten die Flüchtlinge so ihre Angst, nach Italien abgeschoben zu werden, vergessen und den Alltag im baden-württembergischen Landtag kennen lernen.
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