Blick in die Metropolregion: Ein Pony fährt Fahrstuhl

Carina Reuter begeistert mit tiergestützter Arbeit in der Pro Seniore Residenz Neuhofen

Gerade im Obergeschoss angekommen: Carina Reuter (links) mit ihrem Chihuahua „Muck“ und ihrem Mini-Shetlandpony "Etti" gemeinsam mit Residenzbewohnerin Walburga Georgi im Fahrstuhl der Pro Seniore Residenz Neuhofen. (Foto: Busse)

Gerade im Obergeschoss angekommen: Carina Reuter (links) mit ihrem Chihuahua „Muck“ und ihrem Mini-Shetlandpony „Etti“ gemeinsam
mit Residenzbewohnerin Walburga Georgi im Fahrstuhl der Pro Seniore Residenz Neuhofen. (Foto: Busse)

Neuhofen. Man steigt in den Fahrstuhl und dort steht bereits ein Pony, das zum Obergeschoss will? Was grundsätzlich etwas ungewöhnlich klingt, sorgt in der Pro Seniore Residenz Neuhofen kaum noch für Verwunderung. Wenn Carina Reuter mit ihrem Mini-Shetlandpony „Etti“ im Haus unterwegs ist, kann man problemlos zusteigen und mitfahren. Dies macht auch gerne Residenzbewohnerin Walburga Georgi, für welche die tierischen Begegnungen längst Teil ihres Alltags geworden sind und nicht nur ihr jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

„Ich bin selbst ein bisschen hektisch, aber wenn die Tiere kommen, dann tut das mir und uns gut. Und den Tieren auch, die spüren, dass sie willkommen sind“, erzählt die 76-Jährige, die gemeinsam mit ihrem Mann Erich (79) im Februar 2025 in die Pro Seniore Residenz zog. Tiere haben ihr ganzes Leben bisher geprägt: „Wir sind 57 Jahre verheiratet und waren noch nie ohne Katze.“ Dass nun regelmäßig Hunde und ein Pony ins Haus kommen, sei für sie „sehr angenehm“. Mit einem dankbaren Lächeln sagt sie zu Carina: „Sie machen genau das Richtige.“

Carina Reuter ist 25 Jahre alt, examinierte Altenpflegerin und seit einem Jahr Wohnbereichsleiterin. Ihren Weg in die Pflege fand sie über Umwege, geblieben ist sie aus Überzeugung: „Ich habe die Pflege lieben gelernt.“ Seit ihrer Kindheit spielen Tiere in ihrem Leben eine große Rolle. Besonders eindrücklich erinnert sie sich diesbezüglich an ein besonderes Ereignis aus ihrer Kinderzeit: Ein Mädchen aus einem Kinderheim sei in ihre Schulklasse gekommen und habe nie gesprochen – bis sie Carinas erstem Pony begegnete: „Mit dem hat sie auf Anhieb geredet und die beiden haben sich bestens verstanden.“ Dies sei ein Schlüsselerlebnis gewesen, das ihr die therapeutische Kraft der Tiere vor Augen geführt habe.

Heute gehört Pony „Etti“, sechs Jahre alt und 150 Kilo schwer, fest zu ihrem Leben. Mit seiner Größe passe es perfekt durch die Gänge der Einrichtung und fahre ganz ruhig im Aufzug mit. Dazu kommen drei Hunde: Chihuahua „Muck“ (7), Golden Retriever „Morty“ (8) und der belgische Schäferhund „Mo“ (2). Alle drei sind ausgebildete Therapiehunde, sie selbst engagiert sich seit acht Jahren in der Rettungshundestaffel, aktuell in Mannheim.

„Das Mädel mit den ganzen Tieren“

Wenn Carina mit ihren Tieren ins Haus kommt, ist die Begeisterung groß. Manche Bewohner streicheln das Pony oder die großen Hunde, andere nehmen „Muck“ auf den Schoß. Niemand lehnt die Besuche ab, im Gegenteil, die Freude ist spürbar. Einige Bewohner können sich Carinas Namen nicht mehr merken, von diesen wird sie liebevoll „das Mädel mit den ganzen Tieren“ genannt.

„Für die Leute ist das toll, es ist immer ein Highlight“, sagt Thomas Kehder, seit 2023 Leiter der Einrichtung. Und: „Die Bewohner entscheiden selbst, ob sie die Tiere in ihre Zimmer lassen. Das ist ihre persönliche Entscheidung und ihr ganz persönlicher Bereich.“ Hygienevorschriften würden selbstverständlich beachtet, betont er. Aber was zähle, das sei das Strahlen in den Gesichtern: „Die Tiere lösen Reaktionen aus, die man von den Bewohnern sonst gar nicht kennt. Für uns ist es ein Riesenvorteil, dass Carina bei uns arbeitet.“

Aktuell leben 77 Menschen in der Residenz. Viele stammen aus ländlicher Umgebung, einige direkt aus Neuhofen. Früher hatten sie selbst Tiere, unter anderem Kühe, Schafe, Hunde oder Pferde. Wenn nun das Pony oder die Hunde die Zimmer betreten, werden bei manchen Erinnerungen lebendig. Auch bei Menschen mit Demenz zeige sich das deutlich. „Die erzählen dann von früher, dass sie geritten sind oder Tiere auf dem Hof hatten“, berichtet Carina.

Die Begegnungen dauerten oft nur wenige Minuten mit dem Pony, bei den Hunden sei es länger, die Wirkung in jedem Fall stets nachhaltig. „Die Bewohner sind viel entspannter und fröhlicher nach den Besuchen, es ist schön, wenn die Augen glänzen“, sagt Carina Reuter. (Text und Foto: Matthias Busse)

 

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