Arbeiten beim Merkurtempel
Nächster Schritt am Merkurtempel: Historische Wege werden wieder sichtbar
Wegeführung und Bepflanzung beim Merkurtempel wieder so, wie sie zu Zeiten des Gartenkünstlers Friedrich Ludwig von Sckell aussahen: Darum geht es bei den Arbeiten, die die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg jetzt im Schlossgarten von Schwetzingen begonnen haben. Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, formuliert das Ziel: „Die von Sckell‘sche Komposition mit ihren Proportionen und Blickachsen soll wiedererstehen.“ Die Grundlage dafür sind unter anderem die archäologischen Sondierungsgrabungen, die im letzten Jahr am Merkurtempel stattfanden.
EIN MEISTERWERK DER GARTENARCHITEKTUR
Die englische Partie um den Merkurtempel gilt als das Reifewerk Friedrich Ludwig von Sckells in Schwetzingen. Der Maler Carl Kuntz bemerkte 1793 zu seiner berühmten Ansicht des Merkurtempels, einer Aquatinta-Radierung: „Die Zeichnung ist aeußerst richtig, und des Hrn. Von Bigage Erfindungsgabe in Architektur, besonders aber der durch Kunst, vom Hofgärtner Skehl verschoenerten Natur, in den wilden Parthien zu loben.“ Bei Überarbeitungen und Instandsetzungen vor allem im 20. Jahrhundert hatte man die Wegesituation und den Pflanzenbestand deutlich verändert, so dass die ursprüngliche Gestaltungsabsicht von Sckells ganz verfremdet war. „Der Vegetationsbestand wird heute weder in der Artenzusammensetzung noch in der räumlichen Komposition und der malerischen Wirkung dem hohen Stand der Entstehungszeit gerecht“, erläutert Prof. Dr. Hartmut Troll, bei den Staatlichen Schlössern und Gärten für die historischen Gärten zuständig.
VERÄNDERUNGEN IN DER ZWEITEN HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS
Als im Jahr 2013 der Merkurtempel als Gebäude saniert war, war das für die Staatlichen Schlösser und Gärten die Gelegenheit, sein Umfeld in den Blick zu nehmen. Die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten begannen, ein Pflege- und Bepflanzungskonzept zur gartendenkmalpflegerischen Entwicklung zu entwickeln. Wesentliches Element dabei: die Blickbeziehungen, die alle vom Gartenarchitekten der Entstehungszeit mit angelegt waren. Bei der Untersuchung zeigte sich, wie sehr die Überarbeitungen seit den 1970er-Jahren etwa die Wegeführung um das markante Ruinenbauwerk verändert hatten. Man hatte diese Veränderungen vorgenommen, weil damals keine gartenarchäologischen Befunde vorlagen – aber auch, weil man die Quellen und Dokumente anders interpretierte als heute.
ARBEITEN BASIEREN AUF VORGABEN VON SCKELLS
Mit den jetzt im Schlossgarten begonnenen Arbeiten werden diese Veränderungen weitgehend beseitigt; künftig sollen die Wege wieder so verlaufen, wie sie von Sckell angelegt hatte. Beim Bewuchs der Umgebung des Merkurtempels wird ausgelichtet und zugleich nachgepflanzt – so soll der Eindruck an den der Entstehungszeit angenähert werden. Von Sckell hat ganz präzise Anweisungen formuliert: Ruinen wie der Merkurtempel sollten in fernen Gegenden der Parks, vorzüglich auf Anhöhen gewählt werden, „… wo sich die Natur in ihrem ernstlichen, feierlichen Charakter zeigt, wo dunkle Gebüsche in ungetrennten Massen fast alle Zugänge unmöglich machen,“ erreichbar nur auf schmalen Fußwegen, die sich auf Umwegen durchs Gebüsch winden. „Das können wir nun nach den Befunden der Gartenfachleute wieder sichtbar machen“, erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann.
ARCHÄOLOGISCH SONDIERTE WEGESITUATION
Im Frühjahr 2016 war es gelungen, bei einer archäologischen Sondierung einen Weg, wohl noch aus dem 18. Jahrhundert, mit vollständig erhaltenem Profil zu Füßen der Merkurruine aufzudecken. Ein weiterer Weg, der auf älteren Fotografien noch sichtbar ist, verlief am Hang zwischen Tempel und Moscheeweiher: Beide werden jetzt wiederhergestellt. Dass der Merkurtempel heute von einer geschotterten Platzfläche umgeben ist, entspricht ebenfalls nicht der ursprünglichen Anlage. Hier wird die Grasnarbe bis an die Fassade gezogen. Eine markante Änderung betrifft die Pappeln am Merkurtempel: Auch sie kamen erst in den 1970er-Jahren dazu, wobei man übersah, dass „der italienische Pappelbaum, der sich pyramidenförmig und schlank in den Lüften trägt“ – so Sckells Formulierung – an eine tiefergelegene Stelle beim Tempel gehörte. Das soll nun ebenfalls korrigiert werden. Was direkt bei der Ruine wächst, orientiert sich künftig auch an den alten Dokumenten. Hofgärtner Zeyher nennt 1809 „Perückenbäume, tatarisches Geißblatt, einige Cornusarten und Berberitzen….; hinter dieser steigen in dunklerem Grün, Lerchen, Fichten, Weymouthskiefern, und die glühenden Vogelbeeren empor“.
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Quelle: Schloss Schwetzingen
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