Informatik-Pionier zu Gast am Hebel-Gymnasium: Prof. Martin Hellman begeistert mit einem brillanten Vortrag

Prof. Martin Hellman begeistert mit einem brillanten Vortrag

28.09.2017  „Ja, ich war ein Dummkopf und bin heute stolz darauf“, Prof. Martin Hellman erzählte spannende 90 Minuten lang aus seinem Leben, insbesondere aus der Zeit, als er zusammen mit Whitfield Diffie ihre bahnbrechende Erfindung der Public Key Kryptographie veröffentlichte.

Für diese geniale Verschlüsselungsmethode erhielten die beiden Wissenschaftler vor zwei Jahren den Turing Preis, den am höchsten angesehenen Preis in der Informatik, vergleichbar mit einem Nobelpreis.

Prof. Hellman ist als Preisträger zum Heidelberg Laureate Forum eingeladen und weilt diese Woche mit anderen Koryphäen aus Mathematik und Informatik sowie Nachwuchswissenschaftlern in Heidelberg. Schulen der Region konnten sich für einen Gastvortrag bewerben – und so kam der Informatikstar an das Hebel-Gymnasium, um vor mathematikinteressierten Schülern zu sprechen.

Es war 1977 – zur Zeit des kalten Krieges – mutig und eben auch etwas „dumm“, eine revolutionäre Idee der Verschlüsselung auf einer öffentlichen Konferenz zu präsentieren. Schließlich würde dann der „Feind“, Russland, diese Technik auch nutzen können.

Martin Hellman wurde vor der Konferenz von der NSA gewarnt, dieser Geheimnisverrat könnte zu einer Gefängnisstrafe führen. Er ließ sich nicht beirren – seine Methode wurde ein Erfolg: Sie wird heute noch bei allen Internetverschlüsselungen angewendet.

„Nicht die berufliche Anerkennung war mir wichtig. Sondern da war einfach dieses irgendwie schöne Problem, das ich lösen wollte“, meint der bescheidene US-Amerikaner auf die Frage nach seiner Motivation. Und dann zeigt er auch die mathematischen Hintergründe für die Berechnung auf. „So gut habe ich es noch nie erklärt bekommen“, schwärmte ein Schüler.

Auch andere mathematische Highlights von der imaginären Zahl bis zu Fraktalen ergänzte Hellman mit persönlichen Kommentaren: „Die Schönheit der Fraktale, die in so einfachen Gleichungen steckt, ist ein Fingerabdruck Gottes.“

Gerne bereicherte seinen Vortrag mit Anekdoten aus seinem Leben. „Ich habe mein Leben auf Logik aufgebaut, aber dann erfuhr ich von Gödels Unvollständigkeitssatz und alles brach zusammen.“

Da habe er gelernt, nicht mehr alles nur logisch anzupacken, sondern auch Gefühle zuzulassen. Der 71jährige Professor bezog seine ihn begleitende Ehefrau mit ein. „Meine Frau steht für die imaginäre Einheit, zusammen ergänzen wir uns zu einer komplexen Welt.“

Seine Ehekrise vor 40 Jahren löste er – ebenso wie damals seine Konflikte mit der NSA – durch Gespräche und er würde sich wünschen, dass diese Methode auch in der Welt zu einem stabilen Frieden finden würde – angesichts der Bedrohung durch Atomwaffen.

Die Hebel-Schüler waren begeistert: „Hellman ist nicht nur ein exzellenter Mathe-Prof, sondern er zeigte sich auch als Mensch: einfach super sympathisch.“

Quelle Text/Fotos: Hebelgymnasium – Birgit Schillinger

Kurz URL: https://schwetzingen-lokal.de/?p=16734

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