Aktion Fluthilfe Schwetzingen in Sri Lanka: Aufgabe erfüllt
Fast genau 12 Jahre nach dem fürchterlichen Tsunami in Ost-Asien wurde in Matara, Sri Lanka, das „Schwetzinger Haus“ jetzt in lokale Hände übergeben. 28 betroffene Kinder – Waisen und Halbwaisen – konnten hier 10 Jahre lang in einem geschützten Raum einer großen gemeinschaftlichen Familie aufwachsen, Betreuung erfahren und mit einem Schulabschluss das Fundament legen, um jetzt eigene Wege zu gehen. Das beeindruckende Schwetzinger Hilfsprojekt „Aktion Fluthilfe“ ist damit in der Endphase angelangt.
Bernd Kappenstein, Vorsitzender des Vereins „Aktion Fluthilfe e.V“, Christiane und Stefan Dallinger, Wolfgang Leberecht und Manfred Lutz-Jathe waren direkt vor Weihnachten aus Schwetzingen angereist, um das Haus an Reverend Gameedagama Chandrajothi Thero als Vertreter des dortigen buddhistischen Klosters zu übergeben.
Der Abschied war nicht leicht, sind doch in den Jahren seit Beginn des Projekts in 2005 viele Bindungen entstanden. 20 der ehemaligen Heimbewohner, mittlerweile junge Erwachsene, waren gekommen, um sich zu verabschieden und für das Engagement der Schwetzinger Bürger zu bedanken. Die herzlichen Begegnungen waren von Freude und Dankbarkeit über das erfolgreiche Projekt und den gemeinsam gegangenen Weg geprägt.
Mit einer schönen Abschlusszeremonie im Beisein des deutschen Botschafters Jörn Rohde wurde ein würdiger Schlusspunkt gesetzt. Schon am Tor zum Gelände wurden die deutschen Gäste von traditionellen Tänzern begrüßt. Im gemeinsamen Zug ging es dann zum Schwetzinger Haus, wo die Flaggen hochgezogen und die Nationalhymnen gespielt wurden.
„Es war als sei die Hölle losgebrochen“
Piyasena Hewakandamby, der dortige Treuhänder des Projekt, 87 Jahre, zeichnete in seiner Begrüßung das furchtbare Bild der Situation nach dem Tsunami nach. „Es war als sei die Hölle losgebrochen. Die Menschen standen am Abgrund und weinten in unendlichem Schmerz. Vor allem Arme und Kinder haben jegliche Perspektive für ihr Leben verloren“, so Hewakandamby. An diesem Punkt sei aus Deutschland ein Angebot von Menschen gekommen, um in der Not anderen zu helfen, die sie nie vorher gesehen oder gesprochen hatten. Er bedankte sich außerordentlich, für diese besondere Güte und Großzügigkeit, die in den Herzen weiterhin verankert sei.
Gerne habe er sich für die 28 Kinder eingesetzt, die mittlerweile zu „seinen“ Kindern geworden seien. Er dankte weiterhin für das große Vertrauen, räumt aber ein, dass das ohne das großartige Engagement der Mitarbeiter und die Ermutigung durch seine Frau Sirima nicht zu schaffen gewesen wäre. „Als praktizierender Buddhist ist es das Beste, was ich tun kann, anderen selbstlos zu helfen. Die Aktion Fluthilfe gab mir die Gelegenheit und Mittel, dies zu erreichen. Ich hoffe, dass das gemeinsame Band auch nach Abschluss des Projekts hält und wir uns wieder sehen. Besuchen Sie uns bitte wann immer Sie wollen. Unsere Türen und Herzen sind immer für euch offen“, sagte Hewakandamby, der seine Worte mit einem buddhistischen Segen für alle abschloss.
Bernd Kappenstein begrüßte herzlich die Jungs, die gekommen waren: „Ihr seid hier aufgewachsen und habt den Großteil Eures Lebens hier verbracht. Ich hoffe, ihr denkt mit Freude und voller schöner Erinnerungen zurück an diesen Ort, und denke, dass Ihr es geschafft habt, Anschluss in der Gesellschaft zu erlangen.“
„Heute ist der Tag gekommen, an dem wir sagen können: Aufgabe erfüllt! Wir haben es geschafft, diesen Kindern ein Obdach, eine Familie und eine Ausbildung zu geben. Alle Kinder haben inzwischen ihren Schulabschluss erreicht und zum überwiegenden Teil das Haus schon verlassen. Zwei von ihnen sind bereits an einer Universität, weitere werden vielleicht folgen. Wir können das Hostel mit Freude und Stolz an den Grundstückseigentümer, das buddhistische Kloster übergeben. Wir wünschen uns, dass das Haus auch weiterhin gemeinnützigen sozialen Zwecken dienen wird. Die aktuellen Pläne sehen vor, dass junge Schüler und Mönche das Haus zum Leben und studieren verwenden können“, so Kappenstein weiter.
Der neue Hausherr Reverend Gameedagama Chandrajothi Thero sagte direkt zu, das Haus in diesem Sinn weiter betreiben zu wollen. Dazu wurde von beiden Seiten eine schriftliche Vereinbarung unterzeichnet. Auch Thero bedankt sich herzlich für die besondere Hilfe aus Deutschland, die er auch aus seiner tiefen buddhistischen Überzeugung gut heiße.
„Kaum ein Projekt mit solcher Nachhaltigkeit“
Botschafter Jörn Rohde zeigte in seiner Grußnote großen Respekt vor der Gesamtleistung des Projekts. „Nach dem Tsunami wurden viele Projekte begonnen. Viele kamen nicht zur Umsetzung, viele wurden auch nach wenigen Jahren wieder abgebrochen. Nur wenige haben es geschafft, über so viele Jahre erfolgreich zu sein. In diesem Projekt sind wirklich viele gute Faktoren zusammen gekommen. Dazu möchte ich allen Beteiligten wirklich gratulieren“, sagte Rohde, der insgesamt von einem positiven Aufschwung im Land, vor allem im Tourismus, berichten kann.
Bernd Kappenstein blieb es natürlich vorbehalten, allen sehr herzlich zu danken, die zum Gelingen dieses großartigen Projekts beigetragen hätten, vor allem auch den vielen Spendern und Unterstützern aus Schwetzingen, die deutlich über 350.000 EUR zusammengetragen hätten. Entscheidend vor Ort sei die tolle Zusammenarbeit mit Piyasena Hewakandamby als verantwortlichem Treuhänder und seinem in Westfalen lebenden Sohn Mahres gewesen. Piyasena H. erhielt als Zeichen des Dankes aus der Hand von Bernd Kappenstein und Stefan Dallinger eine von der Stadt Schwetzingen, dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Verein unterzeichnete Urkunde.
Ein besonderer Dank richtete er auch an die Mitarbeiterin des Hauses, die den Kindern all die Jahre ein Zuhause ermöglichten und immer da waren, wenn sie gebraucht wurden. Dies sind vor allem die Hausleiterin Anusha, die Köchin Malani sowie die Hauslehrerin Praneetha. Alle erhalten übrigens von der Aktion Fluthilfe ein Übergangsgeld, um nach der Aufgabe des Hauses eine neue Zukunft anstreben zu können.
Kurz URL: https://schwetzingen-lokal.de/?p=16068