„Fucker“ für Schüler
Exklusivvorstellungen für einzelne Klassen hinterlassen einen bleibenden Eindruck
Es war eineinhalb Stunden lang mucksmäuschenstill im Publikum. Die angespannte Stille war ein Beweis für die Ergriffenheit der Schüler: Das Stück „Fucker“ im Theater am Puls zieht die Zehntkläss´ler des Hebel-Gymnasiums in seinen Bann.
Es geht um einen Außenseiter, der seinen Platz in der Welt sucht, aber nicht findet.
Die Autorin, Isabel Torres, ist eine Schülerin aus ihrer Parallelklasse. Intendant Joerg Mohr hatte über die Schule von dem Schreibtalent der damals 15jährigen Isabel, die auch die Literatur-AG besucht, erfahren.
Ob sie ihm doch einen Text für die Bühne liefern könne, hatte er sie gebeten. Sie konnte: Drei Wochen später lagen 40 Seiten vor ihm und Mohr war so begeistert, dass er den Text als Einpersonenstück inszenierte.
In Nikolas Weber, Schauspielstudent im fünften Semester, fand er die perfekte Besetzung: Weber ist jung, mutig und sensibel, er spielt den verzweifelten jungen Mann mit überzeugender Hingabe. In der Nachbesprechung gibt er zu, dass er nach manch einer Aufführung kaum wieder abschalten kann.
Die Vormittagsvorstellung für Schulklassen ist Teil der theaterpädagogischen Arbeit von Joerg Mohr. Auch für die Klasse 10a wurde exklusiv gespielt, also ohne weitere Zuschauer.
Dadurch bleibt auch in der wichtigen anschließenden Besprechung der vertrauliche Rahmen gewahrt. Im Stuhlkreis äußern die Hebelianer ihren ersten Eindruck: „So etwas habe ich noch nicht gesehen.“„Ich habe vieles auf mich bezogen.“ „Krass, ich habe mich angegriffen gefühlt.“ „Bewundernswert, Isabel, dass für diese Gefühle so passende Worte findest – ich könnte das nicht!“
Der Text ist besonders poetisch und anspruchsvoll, sodass die Schüler auch zugeben: „Ich habe nicht alles verstanden – aber das regt mich zum Nachdenken an.“
Autorin und Schauspieler sitzen auch in der Runde und beantworten Fragen zur Interpretation. Mohr hat zudem Fragen auf Zetteln vorbereitet, so diskutieren die Schüler, ob die Personen im Stück real oder nur imaginiert sind, ob der Protagonist homosexuell ist und ob er sich am Ende wirklich umbringt.
Diese Inszenierung hinterlässt bei den Jugendlichen tiefen Eindruck.
Eine Schülerin meint: „Ich bin wohl so ein Fucker.“
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